Wie du eine lebendige Bar-Erfahrung erschaffst
Die letzten paar Jahre hatten einen dramatischen Einfluss auf die Getränkeindustrie und darauf, wie Bars funktionieren. Jake Eder von der Dead & Dive Bar und Paul Lougrat von A Bar With Shapes for a Name geben Einblicke in die immersiven Erfahrungen, die ihre Bars bieten und zeigen Dir, wie Du ebenfalls eine solche Atmosphäre kreieren kannst.

HOL DEN WANDEL MIT IN DEINE BAR – DRINKS TO GO IN DER DEAD & DIVE BAR HONG KONG
Die heutige Grab-and-go-Kultur verlangt nach neuen Wegen zu denken, gerade in Städten wie Hong Kong, die eine blühende Barkultur besitzen und wo das Trinken in der Öffentlichkeit verboten ist. In der jüngeren Vergangenheit sind Gemischtwarenläden zur echten Konkurrenz für Bars geworden, da Gäst:innen zunehmend vorgemixte, also „gebatchte“ Cocktails kaufen, um sich dann mit Freund:innen vor Bars und Clubs zu treffen, wo sie die Musik und den Vibe genießen, ohne jedoch wirklich Geld in der Bar zu lassen.
Kenne deine Konkurrenz - Ergreife deine Chancen
Jake Eder, Bar Manager der Dead & Dive Bar, erklärt, wie er den aufsteigenden Konkurrenten „Club 7-11“ schnell identifizierte und auf ihn reagiert hat:
Wir haben unser Business als High-Volume Bar umstrukturiert und unseren Kund:innen die Möglichkeit gegeben, Drinks einfach mitzunehmen. Da wir uns direkt neben einem Amphitheater in einem der Unterhaltungsbezirke der Stadt, Lan Kwai Fong, befinden, konnten wir daraus Kapital schlagen und uns auf Gäst:innen fokussieren, die sich normalerweise ihre Drinks im nächstgelegenen Gemischtwarenladen geholt hätten.
Wie du mit den Anforderungen der Industrie Schritt hälst: Finde dein Alleinstellungsmerkmal
Um die Nachfrage zu bedienen und die geschäftige Bar etwas zu entlasten, haben wir zwei Verkaufsautomaten installiert, an denen sich abgefüllte Drinks von lokalen Bars, wie Bier, klassische Cocktails und Hard Seltzer kaufen lassen. Die Automaten ziehen die Aufmerksamkeit der Gäst:innen auf sich und sind strategisch so positioniert, dass sie von der Straße aus gesehen werden und Laufkundschaft anlocken.
Die Automaten verbessern nicht nur den Servicefluss der Bar, sondern dienen auch als zusätzlicher Kühlschrank und erleichtern das Auffüllen der Vorräte in der Hauptbar. Außerdem bringen die Verkaufsautomaten zusätzliches Geld nach der letzten Runde ein, wenn das Personal bereits saubermacht und die verbliebenen Kund:innen sich noch einen allerletzten Drink genehmigen.
Die Automaten sind auch einfach zu handhaben, im Video unten siehst Du, wie sie funktionieren.
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Wie entscheidest du was richtig für deine Bar ist?
- Ein Verkaufsautomat wird nicht das Richtige für jede Bar sein, aber um herauszufinden, ob es das Richtige für Deine Bar ist, solltest Du Dir folgende Fragen stellen:
- Passt das zum Thema meiner Bar?
- Sind wir in einer Kultur tätig, in der gebatchte Cocktails und Drinks-to-go nachgefragt werden?
- Gibt es in der Umgebung eine wachsende Nachfrage nach abgefüllten Drinks?
- Wenn Du Dir einen Verkaufsautomaten anschaffen willst, solltest Du folgendes beachten:
- Wahl des Betreibers – recherchiere und entscheide, ob Du die Maschine mieten oder kaufen möchtest. Finde heraus, welche Trainings- und Unterstützungsangebote es gibt und welche Modelle Karten- und/oder Barzahlung zulassen – so findest Du die beste Option für Dein Lokal.
- Positionierung – in größeren Clubs kann die Platzierung von Verkaufsautomaten neben den Toiletten den Gäst:innen helfen, wieder direkt auf die Tanzfläche zurückzukehren und sich nicht an langen Schlangen vor der Bar anstellen zu müssen. In kleineren Einrichtungen lohnt es sich, die Automaten an gut sichtbaren Orten zu platzieren, um so auch potenzielle Kund:innen von der Straße aus anzulocken, aber auch das Barpersonal zu entlasten und den Service effizienter zu gestalten.
- Auf- und Befüllung – die Automaten laufen von allein, aber Dein Team muss natürlich trotzdem nachlegen, also vergiss nicht, genügend Vorräte auf Lager zu haben und vor der Öffnung noch mal aufzufüllen, um dem Ansturm gerecht zu werden.

EIN KONZEPT FÜR DEINE BAR ERSTELLEN: ETWAS, AN DAS DU GLAUBST
Nachdem er in mehreren Bars gearbeitet hat, in denen die Karte der zentrale Bestandteil des Erlebnisses war, änderte sich nach einem Abend im Café Tacobar in Mexico City Paul Lougrats Vorstellung davon, was ein immersives Barerlebnis ausmacht, komplett. Er erinnert sich daran, dass der Besitzer rumalberte und meinte, er wolle eine Bar, die so einfach ist wie ihr Name – eine Einfachheit, die sich durch alle Bereiche der Bar zieht – durch den Service, die Getränke und die Atmosphäre. Das Lokal selbst war nicht einzigartig, aber der Besitzer tat etwas, an das er glaubte, und genau diese Authentizität macht die Bar zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Als er seine jüngste Unternehmung A Bar with Shapes for a Name mit seinem Partner Remy Savage eröffnete, fokussierte sich das Duo auf drei Schlüsselfaktoren, um ein neues und aufregendes Erlebnis im Vereinigten Königreich zu schaffen. Durch die Wände, die Düfte, das Mobiliar und das Layout sollen die Sinne der Gäst:innen auf ein neues Level gehoben und so eine allumfassende Erfahrung auf Grundlage einer ikonischen Kunstbewegung geschaffen werden.
1. Das Design einer Bar - Lass dich von der Kunst inspirieren
Paul und Remy orientierten sich bei der Gestaltung ihrer Bar an der Bauhaus-Schule, die das Industriedesign zu Beginn des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusste.
In Zusammenarbeit mit einem Architekturdesigner verbrachten sie Monate damit, einen höchst funktionellen, aber ebenso minimalistischen Raum zu schaffen. Jedes Detail wurde sorgsam geplant, um die Arbeit der Bauhaus-Studierenden passend zu integrieren – von Marcel Breuer inspirierte Stühle, Lampen von Wagenfeld – so beeinflussen diese Künstler die Gedanken und Sinne der Gäst:innen.
Die Erfahrung steht im Vordergrund der Unternehmung und jedes Element entwickelt sich mit fortschreitender Nacht weiter – beispielsweise können die Tische zusammengeklappt und in die Wände integriert werden, um mehr Platz zum Tanzen zu schaffen. Gleichzeitig kann die Bar verlängert werden, um den Austausch zwischen Gäst:innen und Barpersonal zu verbessern. Das Lokal ist klein, daher hat die Multifunktionalität oberste Priorität – so kann der Raum bestmöglich genutzt und den Kund:innen ein bestmögliches Erlebnis geboten werden. Das Team entschied sich sogar gegen eine Back Bar, damit die Gäst:innen nicht von Produkten abgelenkt werden und vollends in die Atmosphäre des Lokals eintauchen können.

2. Gute Service-Techniken und -Skills
Gute Techniken können Dir viel Ärger im Servicebereich ersparen und werden am besten durch Erfahrung und Training erlernt. Im Sinne des Bauhaus-Mindsets ist das Servieren von Drinks eher minimalistisch und funktional, wobei aber jeder Zubereitungsschritt durchdacht sein sollte, um das bestmögliche Ergebnis in Sachen Geschmack, Style und Service hervorzubringen. Ein präzises System für den Empfang Deiner Gäst:innen, die Präsentation der Karte, das Servieren von Erfrischungen und die Aufnahme von Bestellungen ermöglicht es Deinem Team, reibungslos zusammenzuarbeiten und den Gäst:innen Entspannung zu bieten.
Hinter der Bar sollte alles mühelos aussehen und sich auch so anfühlen. Deshalb sollte Dein Team für die technische und systematische Zubereitung eine gewisse Routine entwickeln, damit es sich darauf konzentrieren kann, die eigene Persönlichkeit und den eigenen Ablauf in den Service einzubringen.
3. Persönlichkeitsorientierter Service für das beste Erlebnis
Paul glaubt fest daran, dass die Persönlichkeit des Personals die Atmosphäre im Unternehmen ausmacht; „Emotionale Intelligenz zu besitzen, ist wichtig, da Du so den Raum lesen und die Stimmung und Bedürfnisse Deiner Kund:innen erkennen kannst. Diese Elemente sind zwar schwer zu lernen, aber nicht unmöglich zu verinnerlichen und es lohnt sich allemal hier Zeit und Mühe zu investieren“.
Um Deinen Gäst:innen das bestmögliche Erlebnis zu bieten, solltest Du auch philosophische Fragen und die Theorie der emotionalen Intelligenz ins Personaltraining einbeziehen, um so jeden darauf aufmerksam zu machen, wie sehr das eigene Verhalten das Erlebnis der Gäst:innen beeinflussen kann.
Emotionale Intelligenz zu trainieren ist Lougrat’s Lieblingsdisziplin – im Kern geht es darum, eine offene und ehrliche Unterhaltung mit dem Team über verschiedene Aspekte zu führen, die Emotionen ausmachen. In diesen Gesprächen werden Empathie, Kommunikation, Reflexion und Selbstbewusstsein erörtert, um auf dieser Basis das Team weiterzuentwickeln. Weitere Trainings befassen sich mit den drei folgenden Themen:

- Mit deinem Barkonzept abholen – das Team wird in Sachen Jugendstil und Bauhaus geschult, um sicherzustellen, dass es Dein Konzept herleiten kann. Wenn Du ein neues Konzept einführst, investiere auf jeden Fall in Trainings, damit alle am gleichen Strang ziehen und das Konzept verinnerlichen.
- Blindverkostungen für mehr Kreativität – durch verschiedene Übungen kann Dein Team dazu gebracht werden, alle Sinne zu nutzen und so Unterschiede zwischen Aromen und Geschmack feststellen zu können. Du kannst beispielsweise eine Blindverkostung mit Deinem Team durchführen, um die Geschmackswahrnehmung herauszufordern und sämtliche Vorurteile aus den Köpfen zu streichen. Ganz nebenbei fördert dies auch noch die Kreativität.
- Trainiere dein Personal in Sachen Service – wie bereits zuvor erwähnt, sollte Dein Team darauf trainiert sein, Gäst:innen adäquat zu begrüßen und sie zu bedienen, Drinks zu servieren und die hauseigenen Systeme zu verwalten. Mach Dir klar, was perfekten Service für Dein Unternehmen ausmacht und setze einen Standard – hier Zeit zu investieren und das Team optimal zu schulen verbessert die Erfahrung Deiner Gäst:innen ungemein.
WELCHES IST DAS RICHTIGE KONZEPT FÜR DEIN GESCHÄFT?
Wenn Du mit dem Gedanken spielst, ein gewisses Konzept einzuführen, um Dich von der Konkurrenz abzuheben, dann ist es besonders wichtig, das Konzept im Ganzen zu verstehen. Stell Dich darauf ein, Dein komplettes Unternehmen danach auszurichten. Das Erlebnis Deiner Gäst:innen kann durch so vieles beeinflusst werden: Interieur, Service, Dein Angebot, Musik, das Material, aus welchem die Untersetzer gemacht sind, die Bekleidung des Personals – Du musst alles berücksichtigen, was die Sinne Deiner Kund:innen beeinflussen kann.
Die Gestaltung des Raumes ist ebenfalls relevant. Du hast hier die beste Möglichkeit, Deine Message auszudrücken, also schaue genau hin und nimm ruhig professionelle Unterstützung in Anspruch.
Trainiere Dein Team dahin gehend, dass der Service einwandfrei läuft und das Personal genau das repräsentiert, was Du zum Ausdruck bringen möchtest.
DAS WESENTLICHE
- Sei Dir bewusst, dass sich die Nachfrage und Deine Konkurrenzsituation ändert, wenn Du neue Arbeitsweisen in Deiner Bar etablierst.
- Finde Dein Alleinstellungsmerkmal und schlage daraus Kapital.
- Hol Dir Inspiration von anderen Bar- und Restauranterlebnissen.
- Stell bei der Umsetzung eines neuen Konzepts sicher, dass alle Aspekte der Bereiche Design, Service und Präsentation berücksichtigt werden.
- Investiere ins Training Deines Teams, um sicherzustellen, dass es das verkörpert, was Du anbieten möchtest.
Weiterführende Inhalte
Masterclass: Lieferung und TO-GO
Tess Posthumus und Vijay Mudaliar teilen Tipps zur Gewinnsteigerung durch Cocktail-Lieferung und -Abholung in Deinem Geschäft.
Herausragende Erfahrungen deiner Gäst:innen
Entdecke die drei wichtigsten Kriterien, um Deinen Gäst:innen unvergessliche Erlebnisse zu bescheren – und das konsistent über längere Zeiträume.
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