SO VERWANDELST DU KLASSISCHE COCKTAILS IN MODERNE LONGDRINKS
Bartender lieben ihre Cocktailklassiker – einerseits sind sie die Grundlage unserer Trinkkultur und andererseits haben sie uns dahin gebracht, wo wir heute stehen. Dennoch sind Klassiker bei Gästen und in der breiten Öffentlichkeit nicht halb so beliebt wie bei den Barprofis. Der moderne Geschmack entwickelt sich ständig weiter, sodass die markanten Klassiker zunehmend Longdrinks weichen mussten.
Wir haben Chris Mosey, den kreativen Provokateur aus der Keefer Bar in Vancouver, beauftragt, Klassiker als Longdrinks zu interpretieren und gleichzeitig den Originalaromen treu zu bleiben.

NEUINTERPRETATION DER AROMEN
Wen man einen Drink neu interpretieren möchte, wählt man ein klassisches Rezept und bringt Aromen oder Zutaten in eine neue Form, in unserem Fall in die Form eines Longdrinks.
Um einen Drink neu zu interpretieren, braucht es ein tiefgreifendes Verständnis des jeweiligen Rezepts. Jemand, der unzählige Male einen bestimmten Drink zubereitet hat, wird die Wandlungsfähigkeit des Drinks verstehen und wertschätzen. Er erkennt, was funktionieren wird und was nicht.
Häufig werden auf diese Art Klassiker in Longdrinks verwandelt. So wird der bewusste Umgang mit Alkohol aufgegriffen, alten Rezepten neues Leben eingehaucht und gleichzeitig die Profitabilität erhöht. Denn Longdrinks lassen sich unkompliziert und kostengünstig in großen Mengen zubereiten.
Ich bereichere unsere Getränkekarte vor allem während der Sommermonate mit Neuinterpretationen von Klassikern. Hier sind ein paar meiner Lieblingsrezepte zum Austesten:

RUSTY NAIL
Die Entstehungsgeschichte des Rusty Nails ist so sehr mit Legenden und Folklore verbunden, dass er es zum Kultstatus gebracht hat. Unter verschiedenen Namen kursieren zahlreiche Legenden rund um unser Zwei-Zutaten-Genie, die alle zwischen den 1930er und 60er Jahren angesiedelt sind.
Meine liebste Rusty Nail-Geschichte handelt davon, dass er irgendwann um das Jahr 1942 in Hawaii für den Künstler Theodore Anderson kreiert wurde. Ich liebe die Vorstellung, dass ein Drink, der Bilder von kalten Winternächten und prasselndem Kaminfeuer vor dem inneren Auge heraufbeschwört ausgerechnet in Hawaii das Licht der Welt erblickt haben soll.
Das Originalrezept hat einen hohen Alkoholanteil und war angeblich bei Mitgliedern des Rat Packs sehr beliebt. Mich hat es gereizt, das kernige Aromenprofil in einen zugänglicheren Drink zu verwandeln.
Meine Interpretation des Drinks beruht auf seiner Simplizität und dem mutmaßlichen polynesischen Erbe. Die tropischen Fruchtnoten im Johnnie Walker Black Label lassen den Drink aufleben. Die Kokosnuss- und Lavendelnoten bringen ihn regelrecht zum Singen.
ZUTATEN:
- 45 ml Johnnie Walker Black Label
- 15 ml Drambuie
- 1 Dash Lavendelbitters
- Kokosnusswasser
ZUBEREITUNG:
Alle Zutaten in ein Longdrinkglas mit Eis geben, verrühren und servieren.
(Alkoholgehalt: 18,9 g pro Portion)

BLOOD & SAND
Frisch aus dem legendären Savoy Cocktail Book von 1930, ist der Blood & Sand sogar noch älter und wird auf das Jahr 1922 datiert. Seinen Namen erhielt der Blood & Sand bei seinem Debut am Premierenabend von Fen Niblos und Dorothy Arzners gleichnamigen Stierkampffilm „Blood & Sand“.
Nicht nur das Matador-Rot spricht für Johnnie Walker Red Label. Er ist auch die perfekte Grundlage für einen Longdrink. Mit seinem lebendigen, verspielten Charakter, einem Abgang der genau lang genug ist und einem Hauch Würze sowie leichter Sämigkeit, bringt er Komplexität in diesen Longdrink.
Mir gefällt die Vorstellung, dass der Blood & Sand von der Elite Hollywoods getrunken wurde. Das Ziel war, die schwereren Komponenten aufzulockern und gleichzeitig das Aromenprofil beizubehalten. Ein trockener Cava bringt frische Zitrusaromen ins Spiel, die die kräftigeren Aromen auflockern und der Rosmarin schafft eine gute Verbindung der Komponenten.
ZUTATEN:
- 30 ml Johnnie Walker Red Label
- 30 ml Kirschlikör
- 30 ml Orangensaft
- 90 ml Schaumwein
- Rosmarinzweig
ZUBEREITUNG:
Alle Zutaten in ein Weinglas geben und mit Eiswürfeln auffüllen. Verrühren ist nicht notwendig, da das Eis alle Zutaten miteinander verbindet. So verbleibt auch mehr Kohlensäure im Drink.
(Alkoholgehalt: 23,4 g pro Portion)

COBBLE HILL
Dieser zeitgenössische Klassiker stammt aus dem Milk and Honey in New York City. Von Sam Ross im Jahr 2009 entwickelt, war er ursprünglich als Rye-Cocktail vorgesehen.
Der talentierte Mr. Ross beschreibt seinen Drink als „sommerlichen Manhattan“. Ich denke aber, er verkauft ihn damit unter Wert: Denn der Drink schmeckt das ganze Jahr über großartig.
Mein Twist unterstreicht das Sommergefühl zusätzlich mit frischer Zitrone und Soda. Ich habe die grundlegenden Aromen des Cobble Hills eingebunden, aber den Drink durch die Verwendung von Johnnie Walker Red Label statt Rye etwas leichter gemacht. Seine Zitrusnoten passen perfekt in einen Longdrink.
Mit Zimt und Gewürzen haben wir einen schönen Körper, der den Montenegro unterstützt, aber nicht dominiert. Die Gurke verleiht dem Drink eine knackige Balance. Als Faustregel gilt: Jede einzelne Zutat sollte einen Drink bereichern. Wenn das nicht zutrifft, dann streich sie aus dem Rezept.
ZUTATEN:
- 45 ml Johnnie Walker Red Label
- 22,5 ml Montenegro
- 15 ml Zitronensaft
- 15 ml Zuckersirup
- 3 Gurkenscheiben
- Sodawasser
ZUBEREITUNG:
- Gurke im Shaker muddeln und alle anderen Zutaten mit Ausnahme des Sodas hinzufügen und kräftig schütteln.
- Ein Longdrinkglas mit Eis füllen und mit 100 ml Soda befüllen.
- Den Drink über dem Sodaglas doppelt abseihen (so verbinden sich die Flüssigkeiten problemlos und das Soda schwimmt nicht auf dem Drink).
- Mit einer Gurkenscheibe garnieren.
(Alkoholgehalt: 18,4 g pro Portion)
ZUSAMMENFASSUNG
- Klassiker in Form eines Longdrinks neu zu interpretieren ist gut für Deine Bar, weil Du profitable und zugängliche Drinks anbieten kannst, die gleichzeitig vertraute Aromen neu präsentieren.
- Longdrinks erfreuen sich weltweit immer größerer Beliebtheit und bieten ansprechende Low-ABV-Alternativen.
- Longdrinks bieten Bartendern einen größeren Kreativspielraum.
- Die Herausforderung bei der Neuinterpretation liegt vor allem in einer vernünftigen Balance und Geschmacksharmonie.
- Du solltest das Originalrezept verinnerlicht haben, ehe es ans Experimentieren geht. Diese Drinks haben ihren Status als „Klassiker“ nicht grundlos erhalten. Die Neuinterpretationen sollten die Aromen nicht ersetzen, sondern hervorheben.
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Chris Mosey ist ein bezahlter Diageo Bar Academy Partner.